13. September 2020
Weltstillwoche 2020
Stillen ein riesen Thema mit vielen Facetten. Ich gebe euch einen Einblick in meine Stillerfahrungen, gemischt mit Wissen aus der Praxis. Was sind deine Verbindungen zum Stillen?
Ich hatte ganz wenige Berührungspunkte mit dem Thema Stillen vor der Geburt meiner Kinder. Ich und meine Geschwister wurden nicht gestillt. Meine Mutter hatte bei mir einen Milchstau bereits noch im Spital und nach ihren Erzählungen keine Unterstützung und somit abgestillt. Ich habe irgendwie noch ein Bild im Kopf von meiner Mama mit Waschlappen auf der Brust, wahrscheinlich bei einem meiner Brüder. Ansonsten hatte ich nur bei meiner Freundin eine unkomplizierte Stillgeschichte mitbekommen. Vor meiner ersten Geburt wusste ich, dass ich Stillen möchte, das wars aber eigentlich auch schon.
Nach der Geburt zeigten mir die Hebammen wie ich meine Tochter ansetzen kann, damit sie die Vormilch/ Kolostrum bekommt. Das Kolostrum hatte ich schon ein paar Wochen immer wieder im BH. (Es gibt sogar die Möglichkeit, die Vormilch in der Schwangerschaft zu sammeln).
Dann kam der Milcheinschuss, meist etwa am 3. Tag, und davon war ich ziemlich überrumpelt und mein Baby überfordert mit der Menge und Grösse der Brust. Ich war so dankbar über die nächtliche Hilfe der Nachtschwester, Ausstreichen, Brustmassage, Wärmen vor dem Stillen, mit Quarkwickel kühlen danach. Das war alles Neuland für mich.
Für die eine Brust hatte ich am Anfang ein Stillhütchen, das hatte ich im Geburtshaus vergessen. Zu Hause hatte ich die erste grosse Krise und mein Mann fuhr wieder zurück. Ich wusste nicht, dass ich das auch im nächsten Supermarkt hätte kaufen können.
Zu Wissen, dass die Nachfrage (Trinkmenge des Babys) das Angebot (Milchmenge) regelt, hat mich immer beruhigt. Auch wenn Wachstumphasen kamen und das Baby mehr an die Brust wollte, hat mich dieser Satz beruhigt und bestärkt weiter zu machen. Und wenn ich unsicher war, habe ich auch Mal der Hebamme geschrieben, um mich zu beruhigen und zu vergewissern.
Oft beunruhigt die Frage ob das Baby auch genug bekommen hat oder wieso es so oft an die Brust möchte, reicht die Milch nicht? Ich finde die Grafik sehr anschaulich, es braucht am Anfang nicht viel, dafür oft.
Zudem ist Stillen nicht nur Nahrung, sondern auch Nähe und Sicherheit. Das Spucken war bei uns auch sehr präsent, es war oft einfach zu viel Milch und die musste wieder raus. Das Stress und wenig Ruhe das Stillen beeinflussen ist erwiesen. Der Körper kann mit einem Milchstau oder in einem weiteren Stadion mit einer Brustentzündung/ Mastitis reagieren. Wenn du merkst irgendwie stimmt etwas nicht, Frösteln, Brustschmerzen, Unwohlsein, Fieber... gönn dir eine extra Portion Ruhe und hole dir Unterstützung bei deiner Hebamme, Stillberaterin, Therapeut deines Vertrauens. Gut zu wissen, das kann auch noch nach einigen Monaten Stillen vorkommen.
Bei allen drei Stillgeschichten hatte ich ein oder zweimal einen Milchstau. Mir haben Quarkwickel und Homöopathie gut getan.
Irgendwann hat sich das Stillen eingependelt und nun die Frage wie lange Stillen? Da darfst du ganz bei dir bleiben. Lass dich nicht von Aussen beeinflussen. Ich hörte von meinem Vater: „Ihr habt nach einer Woche durchgeschlafen, du musst halt einen Schoppen geben.“ Am Blick meiner Mutter an, war das nicht ganz so.
Wenn du unsicher bist, bei der Beikosteinführung oder auch beim Abstillen, bei jeglichen Fragen rund ums Stillen stehen dir Hebammen und Stillberaterinnen zur Seite (3 Konsultationen werden von der KK Grundversicherung bezahlt). Auch die Stillberaterinnen der La Leche League sind dir behilflich und bieten regelmässig Stilltreffen an.
Nachträglich nehme ich von meinen Stillgeschichten mit, dass ich besser auf meinen Vitamin- und Nährstoffhaushalt hätte schauen sollen. Ich war jedes Mal recht ausgelaugt und hatte mir da zuwenig acht gegeben. Erst nach meinem letzten Abstillen wurde mir das richtig bewusst. Deswegen sag ich das jeweils auch mit Nachdruck.
Praktisches Wissen rundum‘s Stillen:
- Mache es dir bequem und schau, dass du eine gute Haltung einnehmen kannst. Stillkissen sind goldwert.
- Pro Stillmahlzeit ein Glas Wasser trinken. Vielleicht magst du dir ein Stillplatz mit etwas zu knabbern und trinken einrichten.
- Die Babys teilen sich mit Hungeranzeichen mit, bevor sie weinen.
- Nachfrage regelt das Angebot.
- 8 bis 12 Stillmahlzeiten innerhalb 24h sind bei einem Säugling ganz normal.
- Clusterfeeding nennt man das Trinkverhalten, wenn ein Baby im Zeitraum zwischen 2- 6 Stunden stündlich trinkt und anschliessend länger schläft. Kommt oft gegen Abend vor.
- Gönne dir viel Ruhe und Zeit.
- Das Aufstossen nach dem Stillen darf auch gerne der Partner übernehmen.
- Bei Unsicherheiten darfts du dir Unterstützung holen.
- Eine entspannende Massage kann dich beim Stillen unterstützen.
Wenn sich Stillen für dich nicht stimmig anfühlt oder nicht möglich ist, ist das in Ordnung und genauso richtig. Ich unterstütze ich dich auf deinem eigenen Weg, mit oder ohne Stillen.
Geburtsliebe - aus Liebe zu dir.